Die Einbringung östlicher Weisheiten in die Schulmedizin
Manche Menschen denken bei Akupunktur an stechende Nadeln, die in die Haut eindringen und angeblich Schmerzen lindern sollen. Ob die spitzen Objekte nicht noch mehr Schmerz bereiten, beziehungsweise ob sie die erlittenen Qualen sogar verschwinden lassen können, kommt vielen unglaubwürdig vor. Die andere Frage, die sich stellt, ist, wo denn der Unterschied zwischen der Wirkungsweise von Medikamenten und der Akupunktur liegt?
Schmerz ist nicht gleich Schmerz
Um diese Frage besser beantworten zu können, sollte man vorher verstehen, dass es für die Ursachen von Schmerzen unterschiedliche Erklärungsansätze gibt. Im herkömmlichen Sinne der Schulmedizin entsteht ein physiologischer Schmerz durch das Einwirken auf freie Nervenendungen im Körper, sogenannten Schmerzrezeptoren. Diese befinden sich zum Beispiel in der Haut, den Muskeln, den inneren Organen und Gelenken. Hitze, Kälte, Druck, Ziehen und Entzündungen können Empfindungen hervor – rufen, die als Schmerz wahrgenommen werden. Dieses Signal wird von den Rezeptoren durch Nervenfasern an das Gehirn weitergeleitet. Unter den zahlreichen Arten der Behandlung ist das Verschreiben von Medikamenten zur Linderung der Schmerzen und Antibiotika zur Beseitigung von Entzündungen alltäglich. Anders als das schulmedizinische Erklärungsmodell, besagt die Traditionelle Chinesische Medizin, dass Krankheiten und Schmerzen dann entstehen, wenn der Fluss der Lebensenergie – auch als Yin und Yang bekannt – des Körpers gestört ist. Diese Energie fließt durch ein System von miteinander verbundenen Leitbahnen und Akupunkturpunkte ermöglichen den Zugang zu jenen. Das Ansetzen von Nadeln an die Akupunkturpunkte soll das Gleichgewicht des Yin und Yang im Körper wiederherstellen und somit den Schmerz und die Krankheit im Organismus heilen.
Wieso Akupunktur?
Immer mehr Menschen finden großes Interesse an der TCM und entscheiden sich für Akupunkturbehandlungen anstatt der üblichen Medikamententherapien oder meist nebenwirkungsträchtigen Operationen. In einem Gespräch mit der österreichischen Tageszeitung Der Standard erklärte der Leiter der Abteilung für Thoraxchirurgie am Sozialmedizinischen Zentrum Baumgartner Höhe, Michael Rolf Müller, die Vorteile der TCM lägen darin, dass sie den Menschen als Gesamtes betrachtet und Krankheiten somit in Bezug auf den ganzen Körper analysiert und behandelt werden. Die Schulmedizin hingegen konzentriert sich auf den betroffenen Bereich des Körpers, also dort wo der Schmerz entsteht und versucht, diese Stelle zu heilen. Oft geschieht die Schmerztherapie auch nur in Form von Unterdrückung des Schmerzes. Das ist ein Problem in der Schulmedizin, welches bei der Akupunktur und der TCM angesprochen wird. Medikamente, die Schmerzen lediglich blockieren, verschaffen momentane Abhilfe, beseitigen aber nicht die eigentliche Ursache des Schmerzes. Bei der Akupunkturtherapie geht es aber genau darum. Sie versucht die Zusammenhänge zwischen dem Körper, der Seele, und dem Menschen zu verstehen. Durch das Erkennen, wie diese drei Einheiten in Relation zueinander stehen, kann der Akupunkturtherapeut diese wieder in Harmonie miteinander bringen. Somit beschäftigt er sich mit der Ursache der Erkrankung und durch ihre Beseitigung wird der Schmerz auf Dauer gelindert und nicht nur für den Wirkungszeitraum von Medikamenten. Noch dazu ist
die Akupunktur weitaus schonender da es in den seltensten Fällen zu Nebenwirkungen kommt. Akupunkturtherapien dauern meist sechs Wochen, mit zwei Sitzungen zu je 20 oder 30 Minuten pro Woche. Danach sollte eine zwei- bis dreiwöchige Pause eingelegt werden.
Symbiose Schulmedizin und Akupunktur
Die österreichische Gesellschaft für Akupunktur merkt an, dass die Akupunktur die Schulmedizin nicht ersetzen aber ergänzen soll. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass die Akupunktur keine Diagnosen macht sondern eine Therapiemethode darstellt. Während die Schulmedizin den Befund einer Krankheit stellen kann, bietet die Traditionelle Chinesische Medizin einen ganzheitlichen Erklärungsansatz und kann dadurch wirkungsvolle Therapien verschreiben. Nach der Diagnose kann eine Akupunkturbehandlung erfolgen, die dann auf folgende Weise eine Besserung des Krankheitsbildes hervorrufen kann: Zum Einen wird das Zentralnervensystem dazu angeregt, den Schmerz anders wahrzunehmen, beziehungsweise zu verarbeiten. Des weiteren werden die Durchblutung gefördert, das Immunsystem gestärkt, und Substanzen die schmerzlindernd wirken, freigesetzt. Darüber hinaus entspannt sich auch die Muskulatur und zwar nicht nur an der lokalen Stelle des Nadeleinstiches sondern auch an den Stellen, die mit diesem Punkt verknüpft sind.
Akupunktur für verschiedenste Krankheiten
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt Akupunktur als wirksame Therapie unter anderem bei Kopfschmerzen, Migräne, Kreuzschmerzen, Nebenhöhlenentzündungen, Bronchitis, Schlaganfällen, Verdauungsbeschwerden, Lähmungen, Osteoarthritis, Hauterkrankungen und neurologischen Erkrankungen. Da die TCM das Wesen als Gesamtheit von Körper und Geist betrachtet, ist die Akupunktur nicht nur bei physiologischen Erscheinungen wirksam sondern auch bei psychischen und psychosomatischen Störungen, wie etwa bei Suchterkrankungen, Entzündungen, chronischen Schmerzen, Stress, oder hormonellen Störungen.
Vielfältige Auswahlmöglichkeiten
Entscheidet man sich für eine Akupunkturbehandlung, kann man durchaus erwarten, auf viele verschiedene Formen zu treffen. Neben der Körperakupunktur gibt es auch noch die Ohr-, Schädel-, Mund-, Hand- und Fuß- und Augenakupunktur, die jeweils an den entsprechenden Körperstellen stattfinden. Wer Angst vor Nadeln hat, kann sich auch mit der Elektro-, oder der Laserakupunktur behandeln lassen. Bei diesen Verfahren werden die Akupunkturpunkte nicht durch Nadeln sondern durch ein Lasergerät oder schwache, völlig ungefährliche Stromstöße, angeregt. Die Moxibustion und die Schröpfkopftherapie stellen weitere Behandlungsformen dar, die mit dem Effekt von Wärme arbeiten. Auch bekannt ist die Akupressur, die Akupunkturpunkte durch Druck und Massagetechniken stimuliert.