Übergewicht wirkt sich bei Männern und Frauen unterschiedlich aus, zumindest was ihre Herzgesundheit betrifft. Das zeigt eine Studie, die auf der Jahrestagung der DGK in Mannheim präsentiert wurde. Anderen Daten zufolge sollte man das Konzept eines „metabolisch gesunden“ Übergewichts nicht überschätzen: Auch wer übergewichtig ist, ohne ein metabolisches Syndrom aufzuweisen, sammelt Risikofaktoren.
Mannheim, 30. März 2016 – Obwohl übergewichtige Frauen einen höheren Körperfettanteil als übergewichtige Männer haben, weisen Männer einen höheren Bauchumfang und eine stärkere Entwicklung von Herzfett auf. Außerdem haben adipöse Männer schlechtere Blutzucker- und Triglyzeridwerte, zeigen stärkere Anzeichen einer Atherosklerose und leiden häufiger unten dem metabolischen Syndrom. Das zeigt eine Studie aus München und Regensburg, die auf der 82. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) präsentiert wurde. Vom 30. März bis 2. April 2016 treffen auf diesem Kongress in Mannheim rund 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammen.
Untersucht wurden insgesamt 301 übergewichtige und 76 normalgewichtige Personen. Ein metabolisches Syndrom wurde dann angenommen, wenn mindestens drei der folgenden vier Kriterien vorlagen: Ein Taillenumfang von mehr als 102 cm bei Männern bzw. von mehr als 88 cm bei Frauen; erhöhte Triglyzerid-Werte von 150 mg/dl und mehr; ein erhöhter Blutdruck von 130/85 mmHg und mehr; eine erhöhte Nüchternglukose von 110 mg/dl und mehr. Waren diese Kriterien nicht erfüllt, gingen die Studienautoren von „metabolisch gesundem“ Übergewicht aus. Ein solches lag bei den untersuchten Frauen dreimal öfter vor als bei den Männern der Studiengruppe.
Allerdings sollte das Konzept eines „metabolisch gesunden Übergewichts“ in seiner Relevanz für die Herzgesundheit nicht überschätzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine weitere Auswertung von Daten dieser in München und Regensburg durchgeführten Studie. Der Definition des metabolischen Syndroms folgend waren 8,1 Prozent der untersuchten übergewichtigen Personen „metabolisch gesund“ (11,2 Prozent der Frauen und 3,3 Prozent der Männer). Wurden als Faktoren auch eine normale Leberfunktion und Insulinresistenz berücksichtigt, sank der Anteil metabolisch Gesunder allerdings auf 4,3 Prozent der Studienteilnehmer, alle von ihnen Frauen. Nach einem Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 6,2 Jahren wiesen 30 Prozent der zuvor „metabolisch gesunden“ Personen einen Bluthochdruck auf, 12 Prozent einen manifesten Typ-2-Diabetes. Auch eine Reihe anderer kardialer Risikofaktoren hatten sich in diesem Zeitraum ungünstig entwickelt. Ein Zustand vermeintlicher „metabolischer Gesundheit“ sei also weniger harmlos als häufig gedacht, so die Studienautoren.
Quelle: DGK Abstract P 1806, Strack et al., Gender differences in obesity-asociated metabolic disease. Clin Res Cardiol 105, Suppl 1, March 2016; DGK Abstract P 1807, Mohr et al., Metabolically healthy obesity, is it really a benign condition? Suppl 1, March 2016
„Pressetext DGK 03/2016“