Konzentriert, ausgeglichen und beweglich durchs Leben
Wer kennt nicht das ungute Gefühl, wenn wir auf der Straße jemandem begegnen und wir können uns einfach nicht an den Namen erinnern? Oder wir vergessen auf halbem Weg, was wir gerade tun wollten. Was sich auf den ersten Blick eher komisch anhört, hat einen durchaus ernsten Hintergrund. Unsere Gesundheit baut auf den 3 Säulen – Bewegung, geistige Fitness und ausgewogene Ernährung – auf. Doch schaffen wir es im heutigen hektischen Alltag kaum, uns mit diesem Thema auseinander zu setzen.
Familie und Beruf haben einen so hohen Stellenwert eingenommen, dass uns die Zeit dafür fehlt. Und so kommen wir oft erst im Alter dahinter, unser Bewusstsein für uns selbst zu entwickeln und zu erkennen, was uns schadet oder gut tut.
Zwei Arten von Fitness
Fitness ist ein sehr weitläufiger Begriff, grundsätzlich gibt es aber zwei Arten von Fitness: auf der einen Seite die körperliche Fitness und auf der anderen Seite die geistige Fitness. Doch diese wird oftmals stiefmütterlich behandelt, während man der körperlichen Fitness viel mehr Aufmerksamkeit schenkt und körperliche Übungen wie Laufen, Schwimmen oder Gymnastik schon wie selbstverständlich in den Alltag integriert werden. Körperlich fit hält man sich gern, ein wahrer Körperkult hat sich dazu in den letzten Jahren entwickelt.
Nach dem lateinischen Sprichwort „mens sana in corpore sano“ kann nur in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist wohnen. Aber dabei bleibt die geistige Fitness oft auf der Strecke. Im Gegensatz zum Körper spürt man nicht, wenn die Leistung des Gehirns langsam nachlässt. Doch der Abbau beginnt schon im jungen Erwachsenenalter. Ausprägungen dafür sind Konzentrationsschwäche, Lernprobleme und kleinere Gedächtnislücken.
Aber was genau bedeutet nun geistige Fitness? „Geistig fit“ bedeutet belastbar und konzentriert zu sein und das volle Leistungspotential ausschöpfen zu können. Ausgeglichenheit, Kreativität und geistige Beweglichkeit gehören ebenso dazu. Und das ist keinesfalls ein Anspruch, den man erst im Alter an sich haben sollte. Denn der Körper ist im Alter viel beweglicher und der Geist leistungsfähiger, wenn er während des ganzen Lebens trainiert wird. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die auch problemlos in den Alltag integriert werden können. Der Begriff, der sich dafür etabliert hat, heißt Gehirnjogging. Laut Experten kann damit gegen das sogenannte schlechte Gedächtnis angekämpft werden. Dieter Reifenschneider, Landesvorsitzender der Gesellschaft für Gehirntraining e.V. meint dazu: „So wie der Körper braucht auch das Gehirn Bewegung, es muss immer wieder trainiert und neuen Reizen ausgesetzt werden.“ Nach seinen Erkenntnissen, kann jeder Mensch durch gezieltes Gehirnjogging die Leistungsfähigkeit seines Gehirns um bis zu 30 Prozent steigern. Dabei gehe es aber nicht um bloßes Auswendig lernen. Trainieren kann man überall und jederzeit, denn schon 5 – 10 Minuten am Tag verbessern die Gehirnleistung bereits erheblich. Dazu gibt es zahlreiche Übungen, die wenig Zeitaufwand benötigen. Eine Möglichkeit ist bildhaftes Erinnern. Neuere Ergebnisse der Hirnforschung bestätigen die Wirksamkeit Jahrhunderte alter Methoden der Gedächtniskunst. Wenn wir zum Beispiel einen Namen im Vorbeigehen hören, werden wir ihn uns mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht merken. Die Konzentration auf eine Person oder Sache ist Voraussetzung für die Gedächtnisarbeit. Bei abstrakten Dingen wird nur die linke Gehirnhälfte angesprochen. Damit man sich aber langfristig an etwas erinnert, muss das bildhafte Denken der rechten Gehirnhälfte aktiviert werden. Und durch ständige Wiederholungen wird das Gemerkte im Langzeitgedächtnis verankert. So kann man sich zum Beispiel eine Rede oder Namen besser merken, wenn man sich bestimmte Bilder dazu einfallen lässt oder eine bildhafte Geschichte. Eine weitere Methode ist die sogenannte Mnemotechnik, bei der große Informationsmengen möglichst schnell, nachhaltig und effizient erlernt werden sollen.
Die Grundelemente der Mnemotechnik bilden Visualisierung und Assoziation verbunden mit Fantasie, Kreativität, Humor, aber auch Ordnung und Detailgenauigkeit. Es sollen Merkhilfen (Eselsbrücken) entwickelt werden, zum Beispiel als Merksatz, Reim, Schema oder Grafik. Neben den zahlreichen Gedächtnisübungen ist es ebenso wichtig, einfach einmal den Gedanken nachzuhängen und Tag zu träumen, denn auch dadurch wird das Kreativitätspotential wieder erhöht. Ruhephasen sind sehr wichtig, um die Balance zwischen Körper und Seele wieder herzustellen. Diese Ruhephasen sollten bewusst in den Tagesablauf eingebaut werden, denn wenn das Gehirn die Möglichkeit bekommt, zu entspannen, können neue Ideen und Lösungen, die zuerst für unmöglich gehalten wurden, entdeckt werden.
Zum Lernen ist man nie zu alt
Es ist keinesfalls zu spät, auch im Alter etwas für die geistige Gesundheit zu tun. Mit steigendem Alter werden die Sinne, besonders Hör- und Sehvermögen eingeschränkt, das verändert vor allem das Kommunikationsverhalten. Besonders wichtig ist daher, dass diese Sinne geschult werden, indem man aufmerksamer für kleine Details wird und seine Umgebung bewusster wahrnimmt. Spiele fördern dabei die Gedächtnisleistung und Konzentration, sowie die Motorik und die Sprache. Auch ist erwiesen, dass Spiele aller Art vor Morbus Alzheimer und Demenz schützen können. Ebenso ist der gegenseitige Austausch der Generationen von besonderer Wichtigkeit, da es die ältere Generation jung hält und die Jugend profitiert von den Erfahrungen der Älteren. Die dritte Säule für geistige Fitness ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Ein gesunder Lebensstil steht in unmittelbarer Wechselwirkung mit der mentalen Leistungsfähigkeit. Eiweiße, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente kurbeln die Hirntätigkeit an, ebenso wie ausreichendes Trinken.