Amputation – und das Leben geht weiter

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Jährlich werden in den österreichischen Spitälern nahezu 4.000 Amputationen am Ober- und Unterschenkel sowie im Fußbereich durchgeführt. Es gibt drei grundsätzliche Hauptursachen für Amputationen: Unfälle, Krebserkrankungen und Gefäßerkrankungen. Bei den unter 20-Jährigen resultieren 90% der Amputationen aus Unfällen. 90% der über 60-Jährigen erleiden den Verlust eines Fußes oder Beins infolge einer sogenannten peripheren Verschlusskrankheit (pAVK), einer Gefäßerkrankung, die durch Diabetes, Rauchen oder eine Fettstoffwechselstörung (die Hyperlipidämie) ausgelöst wird. In jedem Lebensalter verursachen Tumore 5-10% der Amputationen.

Plötzlich steht man vor großen Herausforderungen

„Eine Amputation hat große Auswirkungen auf das körperliche, psychische und soziale Leben. Wichtige Entscheidungen müssen getroffen werden. Informationen über den weiteren Verlauf des Lebens und mögliche Hilfsangebote sind zeitgerecht zu beschaffen. Die Familie und das soziale Umfeld brauchen Antworten und das berufliche und private Leben ist zu organisieren. Gleichzeitig fordert der eigene Organismus Ruhephasen ein und die geistige Bewältigung der völlig neuen Lebenssituation stellt eine große Herausforderung dar“, erklärt Mag. Michael Svoboda, Präsident des KOBV – Der Behindertenverband.

Das Handbuch „Amputation – und das Leben geht weiter“

„Dass viele Menschen von einer Amputation betroffen sind, bedeutet zum Glück in unserer Gesellschaft auch, dass es erfahrene SpezialistInnen gibt, die den Betroffenen für die vielfältigen Fragestellungen aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Soziales zur Verfügung stehen. Wir haben aus unserer langjährigen Erfahrung als multidisziplinäres Team von ExpertInnen ein Handbuch erarbeitet, das den Weg von der Operationsentscheidung bis zur Zeit nach der Rehabilitation skizziert, darauf hinweist, was wann bedacht und entschieden werden sollte und mit Tipps und Ratschlägen hilft, die kommenden Herausforderungen erfolgreich zu meistern“, ergänzt Primarius Priv. Doz. Dr. Stephan Domayer, PhD, Ärztlicher Leiter des orthopädischen Rehabilitationszentrums SKA Zicksee.

Zu Beginn ein großer Schock, aber bereits nach wenigen Monaten ein selbstbestimmtes Leben

Die Mitteilung des Arztes, dass eine Amputation nötig wird, ist im ersten Moment immer ein großer Schock. „Die Entscheidung zur Amputation geschieht meist aus der Not heraus, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und lebensbedrohliche Komplikationen drohen, obwohl teilweise ein früherer Eingriff die Beweglichkeit und die Lebensqualität erhöhen könnte“, erläutert Domayer. „Viele PatientInnen können bereits wenige Monate nach der Operation wieder ein selbstbestimmtes und mobiles Leben führen, deutlich besser, als sie es knapp vor der Amputation mit ihrer jeweiligen Grunderkrankung erleben mussten.“

Amputationen sind beherrschbare und standardisierte Operationen, die Dank des medizinischen Fortschrittes trotz der erheblichen Risiken gut überstanden werden können. Komplikationen entstehen aber häufig infolge der Grunderkrankung und aufgrund von Immobilität nach dem Eingriff, darum ist es so wichtig bereits vor der Operation einen Plan zu haben, wie das Leben und die Rehabilitation weiter verlaufen werden.

Rehabilitation bringt Selbständigkeit und kann lebensrettend sein

Die erfolgreiche Rehabilitation basiert auf der Versorgung, Betreuung und Unterstützung durch ein Team von SpezialistInnen aus den unterschiedlichsten Berufen. Neben der medizinischen und pflegerischen Betreuung des Stumpfs, der Wunden und des gesamten Menschen arbeiten weitere Gesundheitsberufe aus den Bereichen Orthopädietechnik, Ergo- und Physiotherapie aber auch Psychologie und Ernährungsberatung daran, die Betroffenen körperlich und geistig zu stärken und ihre Selbstständigkeit im Alltag wieder herzustellen.

Der Rehabilitationsaufenthalt sollte möglichst rasch und übergangslos nach dem Krankenhausaufenthalt beginnen. Die frühe Wiederherstellung der Beweglichkeit verhindert die Verschlechterung der Grunderkrankung. Dies kann für das Überleben entscheidend sein, da die häufigsten Komplikationen nach einer Amputation auf die Bewegungslosigkeit nach der Amputation zurückzuführen sind. Aber auch die Wiedererlangung der Selbstständigkeit wird durch die Betreuung im Rehabilitationszentrum optimal gefördert.

Durch regelmäßige Bewegung und konsequentes Training, begleitet durch die richtigen ExpertInnen und mit den hervorragenden Innovationen moderner Orthopädietechnik, ist ein mobiles und erfülltes Leben bei hoher Lebensqualität wieder möglich.

Sozialrechtliche Aspekte                                                                     

Wirtschaftliche Fragen spielen in dieser Situation ebenfalls eine große Rolle – angefangen beim richtigen Zeitpunkt für den Antrag auf Rehabilitation über die Unterstützungen durch das österreichische Sozialsystem und mögliche Steuerbefreiungen bis zur Frage, wie es mit der Arbeitsfähigkeit in Zukunft oder einer notwendigen Pflege zu Hause weiter gehen kann. Auch dafür bietet das neue Handbuch des KOBV erste Hilfestellungen.

KOBV – der Behindertenverband

Der Kriegsopfer und Behindertenverband ist die politisch unabhängige, private Interessensvertretung der Menschen mit Behinderungen mit ca. 60.000 Mitgliedern. Der KOBV bietet kompetente Beratung und Vertretung vor Behörden und Gerichten und hat mit seinem eigenen orthopädischen Rehabilitationszentrum SKA Zicksee einen Ort geschaffen an dem Menschen mit Amputationen Ihren Weg zurück ins Leben finden können.

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